das Gejammer und der Protest von denen, die genau ihre eigene Lieblingssendung nicht verlieren wollen (egal ob dies Kultur, Sport, Bildung, Unterhaltung, Regionales, Verbraucher, Wissenschaft etc. ist), ist immer groß.
Ich finde es erschreckend, wie polemisch und abwertend hier über die Verantwortlichen in den Sendeanstalten geredet wird. Das ist Stammtischniveau, ähnlich wie beim Fußball, wo viele glauben, sie wären die besseren Bundestrainer.
Ich hinke leider etwas hinterher mit dem Antworten, möchte das aber nicht unkommentiert stehen lassen, weil mich der Ausdruck "Gejammer" in diesem Kontext doch ziemlich gestört hat. Dass mir als Aufhänger hier nochmals die Absetzung der hr1 Song Connection dient, verzeiht Ihr mir hoffentlich, es klang ja schon durch, dass dazu bereits eine Menge geschrieben wurde, aber für mich ist das eben eine Herzensangelegenheit.
Es ist schon seltsam, ich war eigentlich nie der Typ, der für irgendwas demonstrieren geht oder sich politisch engagiert (und es gäbe wahrhaftig genug Dinge, für die man das eigentlich dringend tun sollte...
). Aber als ich letzten Sommer erfuhr, dass meine Lieblingsradiosendung abgesetzt werden soll und ich dann auch noch mitbekam, wie das praktisch geräuschlos durchgezogen wurde, offensichtlich um möglichst wenig Aufsehen zu erregen, damit es nicht zu größeren Protesten kommt, wurde ich so dermaßen wütend, dass ich unbedingt aktiv werden wollte. Man mag das gern als "Gejammer" abtun, ich aber nenne es "mein gutes Recht als Gebührenzahlerin".
Vielleicht sollte ich nochmal kurz erläutern, warum mich das emotional so aufgewühlt hat: Seit ich die Song Connection vor ein paar Jahren für mich entdeckt hatte, war sie für mich eine Art Insel geworden, auf die ich mich jeden Sonntagabend für ein paar Stunden zurückziehen konnte. Ich spielte regelmäßig via Facebook mit, wo sich meistens die immer gleichen Mitspieler versammelten und sich auch der Moderator und die jeweilige Assistenz hin und wieder zu Wort meldete. Die Sorge um meine an Demenz erkrankte Mutter und den Stress des Alltags konnte ich hier für kurze Zeit einfach mal vergessen und gemeinsam mit einer fast durchweg netten, intelligenten und aufgeschlossenen Community und einem Moderator, der offensichtlich mit Herzblut bei der Sache war, trotz allen Kummers einen netten Abend verbringen. Und damit sollte nun Schluss sein, einfach so ...? "Na, herzlichen Dank, Hessischer Rundfunk", so dachte ich traurig. Aber das Schlimmste in den darauffolgenden Wochen war eigentlich noch nicht mal, dass die Sendung tatsächlich abgesetzt wurde, sondern die Art und Weise, wie es passierte: Während Tommy Stärkers Urlaub, ohne eine echte letzte Folge, die eigentlich der krönende Abschluss und der würdige Abschied hätte sein sollen, den der Moderator und seine Sendung verdient gehabt hätten, und somit gefühlt ohne das geringste bisschen Wertschätzung gegenüber Macher und Community. Nur wenige Monate später konnte man miterleben, wie anders das hätte ablaufen können. Bereits Wochen, bevor sich Thomas Koschwitz in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedete, konnte man kaum mehr das Radio einschalten, ohne dass einem ständig "Thomas Koschwitz hier, Thomas Koschwitz da" entgegenschallte, und der Sender überschlug sich geradezu mit Lobeshymnen und Feierlichkeiten. Aber für die scheidende Song Connection war nicht die geringste Würdigung drin. Wo ich das jetzt noch einmal Revue passieren lasse, ist die Bezeichnung "mangelnde Wertschätzung" eigentlich noch ein vergleichsweise harmloser Ausdruck für das, was die Verantwortlichen der Sendung entgegen gebracht haben.
Damit man meine Kritik an der ganzen Kommunikationsstrategie besser nachvollziehen kann (Herr Hager konnte das nämlich laut seiner Aussage in der Antwort auf meine Eingabe an den Rundfunkrat nicht), habe ich hier mal eine kleine Chronik der unwürdigen Verabschiedung niedergeschrieben: Die letzten drei Ausgaben der SoCo von drei verschiedenen Vertretungen moderiert, denn Tommy Stärker war ja wie bereits erwähnt im Urlaub. Es war mehr als offensichtlich, dass es eine Anweisung seitens der Vorgesetzten gegeben hatte, die Absetzung nach Möglichkeit nicht zu erwähnen, und es war manchmal richtiggehend zum Fremdschämen, wie die Moderatoren während der Sendung um das Thema "herum eierten", wenn es plötzlich aus irgendeinem Grund in der Luft lag. Das Ganze wohlgemerkt, während wir im Facebook-Post zur Sendung, in dem das Moderations-Team ja regelmäßig mit las, um die Musikwüsche aufzufischen, die drohende Absetzung hoch und runter diskutierten. Da kommt man sich als mündige Hörerin dann schon ein wenig verschaukelt vor. Um das mal so zu illustrieren, dass man meinen Groll und die Enttäuschung besser nachvollziehen kann, habe ich ein paar typische Passagen aus der Aufzeichnung der allerletzten Ausgabe der Song Connection transkribiert. An dem Abend war Jürgen Rasper die Vertretung von Tommy Stärker und er begann die Sendung um kurz nach 19.00 Uhr mit folgender Einleitung:
"Hallo zusammen, schönen Sonntagabend wünschen wir Ihnen, wir connecten uns heute abend wieder. Und nicht nur uns, vor allen Dingen die Musik in der hr1 Song Connection, so, wie wir das kennen. ich freue mich auf diese Aufga... Ausgabe und natürlich heute Abend auch das Spiel der Bayern gegen Augsburg, die Schlussphase gibt's auch in dieser halben Stunde."
Ich bitte Euch: Würde man so die letzte Ausgabe einer Sendung beginnen, die nach 10 Jahren abgesetzt wird und von der man weiß, dass eine sehr treue Fan-Gemeinde sehr traurig deswegen ist, wenn man nicht ein Redeverbot bekommen hätte? Es ging also erstmal weiter im Stil "business as usual". Das erste Mal erwähnt wurde der Umstand, dass die Song Connection ein Ende finden würde, dann nach knapp 1 3/4 Stunden, allerdings nur indirekt:
"Der Hörer XY, der hat geschrieben, über unsere Fachebook Seite... Abba - Our last summer ... Ich verknüpfe den...äh...Sommer ... von Abba... weil dies unser letzter Sommer mit der Song Connection ist. Also machen wir das."
Ehrlich gesagt klang das ganz so, als sei Herrn Rasper erst beim Verlesen der Verknüpfung bewusst geworden, was da eigentlich stand. Möglicherweise ging das auf den Assistenten im Hintergrund zurück, der sich zwar auf Facebook nicht näher äußerte, jedoch jeden einzelnen unserer kritischen Kommentare mit einem Like würdigte. Das lässt tief blicken, finde ich. Nach ca. 2 1/4 Stunden wurde dann folgendes vom Moderator verkündet (die letzte Stunde der Song Connection war ja grundsätzlich eine Motto-Stunde, bei der bis zu einer festgelegten Deadline die Wünsche zum jeweiligen Thema eingereicht werden konnten):
"18 Minuten nach 21.00 Uhr ist es. Wir verknüpfen gleich weiter, allerdings will ich vorher noch sagen, um was es bei uns in der letzten Stunde geht. Wir haben uns gedacht, der Tommy ist ja heute nicht da. Tommy Stärker, der eigentlich ja diese Sendung immer moderiert und moderiert hat. Deshalb haben wir uns gedacht, spielen wir heute Abend Songs, die stärker machen. Ja, Songs zum Thema "strong", "stronger" oder eben "stärker", ja, und da bin ich sehr gespannt, was ihnen einfällt. Starke Songs heute Abend, stärkere Songs, nach 23.00 Uhr."
Dazu muss man wissen, dass einer aus der Runde der regelmäßigen Facebook-Mitspieler vorher inständig an Jürgen Rasper appelliert hatte, dass man doch wenigstens mit der letzten Stunde Tommy Stärker irgendwie ehren und ihm damit vielleicht eine kleine Freude bereiten sollte, und das war dann wohl die Kompromisslösung, denn wieder wurde ja nur ganz verklausuliert zum Ausdruck gebracht, dass dies die letzte SoCo sein würde. Beendet wurde die Sendung dann ebenfalls recht lapidar:
"'Stärker Songs' haben wir in der letzten Stunde gehört, Constantin Hübner in der Regie und Jürgen Rasper sagen für heute gute Nacht. Das war die hr1 Song Connection. Wir sagen nochmal danke für alles, die vielen Verknüpfungen, Herleitungen zu Songs, auch natürlich für heute Abend, und es hat immer großen Spaß gemacht. Logischerweise auch im Namen von Tommy Stärker, der aktuell im Urlaub ist, nicht hier sein kann, aber ich hoffe, er hört uns: 'Tommy can you hear me?'"
Und das war's, damit begann der letzte Song kurz vor Mitternacht und die hr1 Song Connection war Geschichte. Erst am darauffolgenden Tag erschien die Pressemitteilung zur zukünftigen Kooperation des hr mit dem SWR am Sonntagabend, in der wurde jedoch die Song Connection noch nicht mal namentlich erwähnt, geschweige denn der Umstand, dass sie den Sparmaßnahmen geopfert worden war. Und überhaupt: wieviele Menschen, die einfach nur gerne Radio hören, lesen bitte schön Pressemitteilungen auf den Webseiten der Radiosender…? Allein deshalb ärgert es mich maßlos, dass Herr Hager mir ernsthaft entgegenhielt, es habe doch eine Pressemitteilung gegeben…
Fazit: Die Art und Weise, wie hier ganz offensichtlich ... na, nennen wir es mal, "etwaigen Protesten vorgebeugt" wurde, erinnert mich schwer an die Debatte aus Douglas Adams berühmtem Buch "Per Anhalter durch die Galaxis" zwischen Arthur Dent und dem Bauleiter, der gerade mit einem Abrisskommando angerückt ist, um Arthurs Haus platt machen zu lassen, weil dort eine Umgehungsstraße gebaut werden soll:
“Aber Mr. Dent, die Pläne lagen die letzten neun Monate im Planungsbüro aus.”
“O ja. Als ich davon hörte, bin ich gestern Nachmittag gleich rüber gegangen, um sie mir anzusehen. Man hatte sich nicht gerade viel Mühe gemacht, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Ich meine, dass man’s jemandem gesagt hätte oder so.”
“Aber die Pläne lagen aus…”
“Lagen aus? Ich musste schließlich zuerst in den Keller runter…”
“Da werden sie immer ausgehängt.”
“Mit einer Taschenlampe.”
“Tja, das Licht war wohl kaputt.”
“Die Treppe auch.”
“Aber die Bekanntmachung haben Sie doch gefunden, oder?”
“Jaja”, sagte Arthur, “ja, das habe ich. Ganz zuunterst, in einem verschlossenen Aktenschrank, in einem unbenutzten Klo, an dessen Tür stand: Vorsicht, bissiger Leopard!”
Und nun meine ehrlich gemeinte Frage in die Runde, vor allem an die Verteidiger der von der ARD verfolgten Audiostrategie: Selbst wenn man gute Gründe für die Absetzung einer Sendung hat, sollte man dabei auf diese Art und Weise vorgehen? Haltet Ihr das für einem guten Stil? Wenn man doch ach so gute Gründe hat, wieso steht man dann nicht offen dazu? Aus Angst, dass die Proteste dann zu groß werden und die Geschichte von der geringen Reichweite damit unglaubwürdiger wird, als es einem lieb ist? Ist es eine gute Idee, treue Konsumenten der eigenen Angebote so vor den Kopf zu stoßen, indem man ihnen implizit unterstellt, dass sie den Wegfall einer Sendung gar nicht bemerken, wenn man die Salamischeibchen nur dünn genug schneidet? Kann man da wirklich noch von Respekt gegenüber Hörern und Mitarbeitern sprechen? Ich finde jedenfalls, nach all dem ist es mein gutes Recht als Stammhörerin, wütend auf die Verantwortlichen zu sein, ohne dass ich mir Polemik unterstellen lassen muss. Es mag ja nur all zu menschlich sein, so zu agieren - wer beschäftigt sich schon gerne mit Beschwerden, das kostet ja auch viel Zeit. Aber dann soll man doch bitte nicht immer wieder irgendwas von "Vertrauen" und "nah bei den Hörern sein" schwafeln, damit macht man sich am Ende komplett unglaubwürdig. Bei mir hat die ganze Geschichte jedenfalls dazu geführt, dass ich einem Herrn Hager oder einem Herrn Gniffke nicht weiter traue, als ich sie werfen kann ( zur Info: ich bin 1,56 m groß und kann praktisch niemanden irgendwohin werfen
).
Was ich an dieser Stelle nochmal klar sagen möchte:
Ich verstehe durchaus, dass man neue digitale Angebote schaffen will, um mehr Menschen zu erreichen. Es ist ja nicht so, als würden mein Mann und ich mit unseren 51 bzw. 52 Jahren, bloß, weil wir gerne Radio hören, keine digitalen Angebote nutzen. Wir verfügen über einen Familien-Account für amazon music unlimited, einen bezahlten Account für Youtube (weil mein Mann es hasst, wenn die Videos von Werbung unterbrochen werden - er folgt auf YouTube vor allem diversen Fotografen und schaut sich regelmäßig deren Tutorials an), wir haben ein Disney+ Abo und eins für amazon Prime. Als leidenschaftliche Konzertgänger mögen wir aber auch die Rubrik ARTE-concert sehr und schauen gerne ab und zu die wirklich schönen Naturdokumentationen oder auch mal einen Spielfilm über die Mediatheken der Öffentlich-rechtlichen. Selbst meine Eltern (87 und 82) nutzen inzwischen eine Alexa, um über unser amazon Familien-Abo ihre Lieblingsmusik zu hören. Natürlich macht es angesichts dieser Situation Sinn, zu schauen, was man an neuen, zeitgenmäßen Angeboten schaffen kann, um neue Zielgruppen zu erreichen und alte nicht zu verlieren, und dass das Geld dafür an anderer Stelle eingespart werden muss, wenn man die Gebühren nicht erhöhen kann, ist vom Grundsatz her auch erstmal einleuchtend. Eine verstärkte Kooperation der Landesrundfunkanstalten erscheint als ein möglicher logischer Schritt, um dieses Ziel zu erreichen, da müssen wir gar nicht drüber streiten. An dieser Stelle kommt nun jedoch das große ABER: Wenn ich mir die bisherige praktische Umsetzung dessen ansehe, was da regelmäßig von einem Herrn Gniffke und einem Herrn Hager als Ziel formuliert wird, finde ich die Strategie weder glücklich noch angemessen. Die Vorgehensweise bei der Absetzung der Song Connection scheint mir recht symptomatisch für eine wirklich ungute Entwicklung zu sein. Die Sendung war etwas Besonderes - vor allem, weil sie so interaktiv war, und es möge mir jetzt bitte keiner erzählen, jüngere Menschen würden keine interaktiven Formate mögen -bund sie war, soweit ich weiß, ein Alleinstellungsmerkmal von hr1. Herr Woelke erwähnte damals in seinem Antwortschreiben an mich, dass sie von Seiten des Senders - ich glaube, sogar mehrfach - für den Grimmepreis vorgeschlagen wurde. Genau das war für mich persönlich in den letzten Jahren immer ein schlagendes Argument für die Rundfunkgebühr nämlich, dass es dort eine solche Sendung gab, die vielleicht nicht von einem Millionenpublikum gehört wurde, mich als Hörerin auf ganz fantastische Weise gefordert hat, bei der ich von einem absolut mitreissenden Moderator ständig etwas Neues über Musik lernen konnte, und obendrauf jede Menge interessante Leute kennenlernen durfte, die ich ohne diese Sendung nie getroffen hätte. Mit einem Wort ein qualitativ hochwertiges Angebot. Ich dachte zwar oft, was für ein Jammer, dass man so eine Hammer-Sendung auf dem hinterletzten Sendeplatz und ohne sie auch nur das kleinste bisschen zu bewerben, ein solches Schattendasein führen lässt, aber da ich dank Gleitzeit auch Sonntagabends bis Mitternacht durchhalten konnte, war mir das egal - bis die Sendung dann so sang- und klanglos abgesetzt wurde.
Eins verstehe ich nach wie vor nicht: wenn ich die Kompetenzen der verschiedenen Landesrundfunkanstalten bündeln wollen würde, um diese schlanker und gleichzeitig schlagkräftiger zu machen, dann würde ich doch versuchen, die qualitativ hochwertigen Angebote, - sozusagen die "Schätzchen" - hinüber zu retten, indem ich sie entweder in ein neues digitales Format überführe, sofern dies Sinn macht, oder aber indem ich sie in ein von den Landesrundfunkanstalten gemeinsam betriebenes lineares Programm integriere. Wegrationalisieren würde ich hingegen die redundanten Formate, die praktisch jeder Sender hat, wie die fröhlich-belanglosen Mornigshows, die praktisch überall nach dem gleichen Schema X ablaufen und auch immer gleich gut funktionieren, sofern die Moderatoren auch nur halbwegs den persönlichen Vorlieben entsprechen. Das scheint mir auch durchaus im Einklang zu stehen mit der Zukunftsvision von einer "Audiothek next", die lineare und digitale Angebote bündelt und ein universeller Begleiter durch den Tag werden soll (wofür natürlich gleich wieder solche Bullshit-Bingo-Ausdrücke wie "Seamless Audio" geprägt werden müssen):
https://laeuft-programmschau.podigee.io/21-21-wie-die-ard-audiothek-radioheimat-werden-will . Was aus meiner Sicht aber gerade auf hr1 passiert, ist das krasse Gegenteil davon: Qualität muss gehen, es bleiben nur die Allerweltsformate.
Eine wirklich einleuchtende Begründung bekam ich dafür bisher von den Verantwortlichen nicht, darum werde ich mich mit der Antwort von Herrn Hager auch nicht zufriedengeben. Bisher wurde ich immer nur mit komplett allgemeinen Aussagen (der Sonntagabend hatte keine gute Reichweite, und überhaupt, wir müssen digitaler werden) abgespeist, aber ich will gefälligst eine konkrete Auskunft mit konkreten Zahlen, die belegen können, warum ausgerechnet die Song Connection gehen musste und nicht eine Alternative gefunden werden konnte, bei der man hätte sparen und die Sendung trotzdem weiter führen können. Aus meiner Sicht wäre der richtige Weg, eine sorgfältige Analyse durchzuführen, welches die erhaltenswerten Formate der verschiedenen Sender sind und diese dann dezentral weiter zu produzieren. Aber meine Befürchtung ist, dass es den Verantwortlichen schlicht und ergreifend als der bequemste Weg erscheint, über kurz oder lang das komplette Abendprogramm der Pop-Wellen in die Hand eines Senders ( = SWR ) zu legen, ohne deren bisheriges Programm noch weiter zu modifizieren. Aber es traut sich halt keiner, das offen zuzugeben. Ob es angesichts der Tatsache, dass Herr Gniffke ja nicht nur Vorsitzender der ARD, sondern zeitgleich auch Intendant beim SWR ist, wirklich Zufall sein kann, dass der SWR anscheinend deutlich weniger Kürzungen hinnehmen muss, als z.B. der hr - zumindest, was die Sendezeit betrifft - lassen wir mal dahingestellt sein. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass man den eigenen Mitarbeitenden vielleicht doch nicht so gern die Jobs unterm Hintern wegkürzt, denn wie man ja beim hr sehen kann, sorgt das nicht gerade für gute Stimmung in der Belegschaft. Schon gar nicht, wenn man da eine ähnliche Salami-Taktik fährt, wie bei der Kommunikation gegenüber der Hörerschaft.
Ach ja, noch ein Wort zum Thema Reichweite: Erst vor ein paar Tagen war ja zu lesen, dass der sogenannte Zukunftsrat seine Empfehlungen für eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorgelegt hat:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/oeffentlicherrundfunk-zukunftsrat-reformen-100.html
In besagtem Artikel stand unter anderem:
Den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks umreißt das Expertengremium unverändert mit den Bereichen Information, Bildung, Kultur, Fiktion, Unterhaltung und Sport. Allerdings plädiert der Zukunftsrat dafür, dass sich die Angebote noch stärker von denen privater Sender unterscheiden sollen. Die TV-Quote und die Reichweite sollen demnach nicht die wichtigste Rolle spielen.
Ich hoffe sehr, dass man sich das bei allen zukünftigen Überlegungen zu Herzen nimmt, denn ich stimme da völlig mit
@Philclock überein:
Programm für Massen braucht es vom ÖRR doch nicht, dafür gibt es doch genug Sender. Für die wertvollen Nischen zahlt man doch eigentlich den solidarisch seinen Beitrag. Dafür sollte das eigentlich da sein.
Mann muss sich am Ende doch über eins immer im Klaren sein: die Massen zu erreichen ist per se ja erstmal was Erfreuliches. Aber wenn man zu viele flache Formate à la
Motorsägen Masters produziert, muss man sich irgendwann zurecht fragen lassen "Warum soll ich dafür Gebühren zahlen? Das kriege ich bei RTL nitro doch ganz umsonst!"
Und dann noch kurz zum Thema Verein: in dem oben zitierten Artikel über den Bericht des Zukunftsrats steht auch:
Laut Empfehlungen soll es künftig bei der ARD, ZDF und Deutschlandradio jeweils einen Medienrat aus Politik und Zivilgesellschaft geben, der im Blick behalten soll, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk den an ihn gestellten Auftrag erfüllt.
Wenn es dazu tatsächlich kommt, wäre ich sehr an der Frage interessiert, wie man als Vetreterin der Zivilgesellschaft in einen solchen Medienrat hereinkäme. Lass' uns das mal im Auge behalten,
@FrauSoundSo !
Ich möchte übrigens an dieser Stelle auch nochmal sagen, dass sich die Vertreterinnen und Vertreter des Rundfunkrats, mit denen ich zu tun hatte, zumindest mir und meiner Beschwerde gegenüber sehr aufgeschlossen und menschlich gezeigt haben, auch wenn sie mir von Anfang an keine großen Hoffnungen machen konnten. Das ist definitiv etwas, das ich aus dieser Geschichte als sehr positive Erfahrung in Erinnerung behalten werde, egal, wie es weiter geht. Von daher fänd' ich ein solches Kontrollgremium, bloß mit mehr "Normalo"-Beteiligung, wahnsinnig sinnvoll.
So, jetzt, wo ich mich warm geschrieben habe, werde ich gleich mal mit meiner Antwort an Intendanz und Rundfunkrat weiter machen. An alle, die bis hierher mitgelesen haben: Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit & noch einen schönen Abend allerseits!